Ja, ich schreibe gern !


Folgende Stories beruhen auf wahren Begebenheiten und haben mich schon oft zum Schmunzeln gebracht. 
Grund genug, sie für die Nachwelt festzuhalten.
Die Sprachprobe

Vor nicht allzu langer Zeit war eine betagte Mutter verstorben. Der Sohn fragte im Bestattungsinstitut nach einer nicht mehr so jungen Rednerin für eine weltliche Feier. Die Angehörigen schauten sich verschiedene Visitenkarten an, wussten sich aber nicht so recht zu entscheiden. Ich war zufällig ins Trauerbüro gekommen, um etwas abzuholen. Die Angestellte flüsterte mir zu, ich solle einen Moment warten. Im Flur hörte ich die Frage des Sohnes: "Haben Sie denn auch eine Sprachprobe zur Visitenkarte?" Die Antwort folgte sogleich: "Ja, die sitzt draußen." Und so war ich als lebendige Sprachprobe zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Damit stand der Trauerrede nichts mehr im Wege.
Durch die geschlossene Tür gehört

Ein ortsansässiges Bestattungsunternehmen hatte mich für eine Trauerfeier in den Thüringer Wald bestellt. Alles war bestens vorbereitet, die Rede gut gelungen. Nachdem die Urne beigesetzt war, kam ein Mann gesetzteren Alters auf mich zu und fragte, ob ich nicht auch für ihn arbeiten könne. Er sei Bestatter im Nachbarort und würde sich über eine gute Rednerin sehr freuen. Ich antwortete: "Sie kennen mich doch aber gar nicht!" "Ich war heute selbst Trauergast und habe Sie durch die geschlossene Tür verstanden. Das ist Kriterium genug." Und so war ganz unkompliziert der Grundstein für eine langjährige Zusammenarbeit gelegt.

Geschmackvoll

Nicht selten gibt es Probleme mit dem Schreiben oder Verstehen von Namen. Auch bei  "Micka" ist das so. "Wie heißen Sie?" "Micra?" "Milka?" "Mischka?" Auch schon mal "Minka" oder "Mitzka".  Dann antworte ich für gewöhnlich: "Wie Micky-Maus, nur mit a." Vor kurzem kam eine neue, wunderbare Variante dazu. Eine Frau, mit der ich einen Gesprächstermin vereinbart hatte, bedankte sich bei mir.  "Also dann, bis nächste Woche, Frau Mokka." Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir diese von allen am besten. 
Hat so was Geschmackvolles.
Ganz besonders deutlich

Ich hatte wirklich ordentliche Halsschmerzen und musste eine Rede für einen Familienvater halten. Es war Winter und in der Kirche war es zudem noch eisig kalt. In meinem Hals war es, als säße eine Rasierklinge quer. Jedes Schlucken tat weh. Ich redete langsam, machte manche Pause mehr als sonst und vermied es, tief zu atmen, denn die kalte Luft machte mir zu schaffen.  Eigentlich fand ich mich schrecklich - und so fühlte ich mich auch. Doch offensichtlich war das ältere Publikum durchaus zufrieden. Beim Hinausgehen sagte eine Frau zu mir: "Heute haben Sie aber ganz besonders deutlich gesprochen. Ich habe jedes Wort verstanden. Und das ist nicht immer so."

Keine Luft zum Atmen

Es versteht sich von selbst, dass eine Trauerfeier würdevoll ausgestaltet wird. Kerzen zaubern Atmosphäre. Viele Kerzen schaffen besondere Atmosphäre. Aber zu viele...?! Es war an einem heißen Sommertag in einer kleinen Trauerhalle. Neben mir waren große Kerzenständer aufgebaut. Nach einigen Minuten trat mir der Schweiß auf die Stirn. Ich musste meine Jacke ausziehen. Das konnte nur die Wärme sein. Mein einziger Gedanke war, nicht nach vorn in die Blumen zu fallen und alles ordentlich über die Bühne zu bringen. So eine gefühlt lange Trauerfeier hatte ich noch nie erlebt. Die Trauergäste merkten von alledem nichts. Aber am Ende war klar: Um mich herum war der ganze Sauerstoff verbraucht. Noch mal Glück gehabt. Seitdem bin ich auf der Hut und rücke auch schon mal den einen oder anderen Kerzenständer unauffällig ein Stückchen zur Seite. 

Und plötzlich ist das Auto weg

Jeder von uns kennt wohl das beklemmende Gefühl, wenn man sein Auto nicht wiederfindet. So geschehen an einem Novemberabend bei Nieselregen. Ich war zu einem Trauergespräch verabredet, parkte im Wohngebiet unter einer Straßenlaterne  und begab mich auf die Suche nach der richtigen Adresse. Es war schon ziemlich dunkel und die Hausnummern gingen nicht der Reihe nach. Mehrfach wechselte ich die Straßenseite. Gerade noch pünktlich kam ich zum verabredeten Termin. Ich hatte weder meine Jacke angezogen, noch das Handy mitgenommen. Nach getaner Arbeit ging ich schnurstracks zur Laterne zurück, doch das Auto ging nicht auf. Ich versuchte es mit dem Schlüssel, aber er passte nicht. Ach du Schreck! Ich war in die entgegengesetzte Richtung gelaufen.  Bis ich mein Auto gefunden hatte, war ich klatschnass. Und die Moral? Selbst schuld. Nimm beim nächsten Mal wenigstens eine Jacke mit.